Die Anpassung an die dänische Kultur war nicht immer einfach, aber für diese französische Familie hat das Leben in Sønderborg dennoch zu einem größeren Wohlergehen und Gleichgewicht im Alltag geführt. Heute würden sie es sich zweimal überlegen, wenn sie das Angebot bekämen, ihren Wohnsitz und ihren Arbeitsplatz in Sønderborg zu verlassen.

Familienleben

Der 39-jährige Jean-Patrick Perruchot begann seine Karriere in der Automobilindustrie in Nevers in der Region Burgund, wo auch seine Partnerin Hélène Trinquet herkommt. Die Karriere des gelernten Industrieingenieurs nahm im Jahr 2019 so richtig Fahrt auf, als ihm die Stelle als Division Quality Director bei Danfoss in Lyon angeboten wurde. Heute setzt er sein Gespür für Qualitätssicherung in Nordborg ein, wo er seit November 2022 unter dem Titel Climate Segment Quality & Safety Senior Director tätig ist. Sein Hauptaugenmerk liegt hier auf der Einbeziehung des Kunden in die verschiedenen Phasen des Produktlebenszyklus. Und zwar zusammen damit, dass optimale Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden gewährleistet werden, damit Danfoss ein sicherer und angenehmer Arbeitsort bleibt.

„Ich habe einen sehr deutlichen Unterschied zwischen der Arbeit in einem dänischen Unternehmen und in einem französischen Unternehmen festgestellt. Bereits bei meiner Tätigkeit bei Danfoss in Lyon waren die dänischen Werte deutlich erkennbar, denn die Organisationsstruktur war – und das ist entscheidend – viel flacher als die, mit der ich bisher vertraut war. Jeder und jedem wird zugehört und alle werden dazu ermutigt, ihre Meinung zu äußern. Ich würde auch sagen, dass ich selbst einen ruhigeren Charakter entwickelt habe – sowohl in meinem Privatleben als auch in meiner Führungsrolle, aber dies müssen wohl andere beurteilen“, meint Jean-Patrick.

"Ich würde auch sagen, dass ich selbst einen ruhigeren Charakter entwickelt habe – sowohl in meinem Privatleben als auch in meiner Führungsrolle, aber dies müssen wohl andere beurteilen.“
JEAN-PATRICK PERRUCHOT

In Lyon hatte das Paar gerade seine Traumwohnung gekauft. Mitten beim Entfernen von Wänden und dem Einbau einer neuen Küche in den gewünschten Farben kam Jean-Patrick eines Tages nach Hause und erzählte Hélène zum Scherz, dass er eine Stelle in Dänemark angenommen habe. Das Stellenangebot bei Danfoss war zwar echt, aber Jean-Patrick hatte diese Option umgehend ausgeschlagen. Die Familie, zu der nun auch die Söhne Antoine und Léandre gehörten, hatte eine klare Vorstellung davon, wie ihr Leben in Lyon aussehen sollte. Außerdem war die Vorstellung von Dänemark alles andere als farbenfroh: Minusgrade und sechs dunkle Monate im Jahr – und wenn es nicht gerade schneit, dann regnet es mit Sicherheit. Hätte die 38-jährige Hélène nicht die Haltung eingenommen, sich doch zumindest einmal damit zu beschäftigen, was sie sich durch ihr „Nein danke“ entgehen lassen würden, hätte die Familie drei Monate später niemals diesen Schritt gewagt.

„Wir hatten die Möglichkeit, Dänemark mit der bestmöglichen Unterstützung durch die Personalabteilung zu erleben. Nach Jean-Patricks erstem Vorstellungsgespräch bei Danfoss reisten wir alle nach Dänemark, dieses Mal nach Billund, wo die Kinder das Legoland besuchen konnten. Als Arbeitsort kamen sowohl Kolding als auch Nordborg in Frage, also besuchten wir mehrere Städte in Süddänemark. Für uns waren hierbei zwei Punkte besonders wichtig: die Schulbildung der Kinder und die Möglichkeit, in der Nähe des Wassers zu leben. Und dann war die Wahl auch gar nicht mehr schwer“, betont Hélène.

 

Die Aussicht auf eine Zukunft in Sønderborg

Im Januar 2019 zog Jean-Patrick in eine Übergangswohnung im Zentrum von Sønderborg, wo er vier Tage lang blieb. Hier nahm er die vorbestellten Möbel in Empfang und wartete auf die Schlüsselübergabe für ein gemietetes Haus in der Redstedsgade in Dybbøl. Die Familie lebte hier zweieinhalb Jahre lang, und obwohl Jean-Patricks Stelle auf Vertragsbasis ist, zögerten sie nicht, sich nach einem Haus in Sønderborg umzusehen. Heute hat sich die Familie in einem großen, gelben, einstöckigen Haus in Ulkebøl niedergelassen, das sie ganz nach ihren Wünschen einrichten konnte.

Als Zugezogene war in Dänemark alles neu. Für Hélène machte auch die neue Sprache einen großen Unterschied. Sie sprach nur die französische Sprache und als ausgebildete Rechtsanwaltsgehilfin mit umfassenden Kenntnissen der französischen Gesetzgebung war die Arbeitssuche ebenfalls nicht einfach. Für Jean-Patrick war der Übergang beruflich gesehen weniger schwierig.

„Das internationale Umfeld bei Danfoss bedeutet, dass alle Mitarbeitenden unterschiedlicher Nationalitäten automatisch Englisch miteinander sprechen. Dies ist sowohl ein Geschenk als auch ein Nachteil, denn so wurde ich nie gezwungen, aus meiner Komfortzone zu treten und Dänisch zu sprechen“, gibt Jean-Patrick zu.

„Aus persönlicher Sicht haben wir uns trotz einiger Herausforderungen gut in das Leben hier integriert. Ich weiß noch gut, dass ich bei meinen zahlreichen Besuchen in der Bibliothek mit meinen Söhnen oftmals einer Frau begegnet bin, die viel Verständnis dafür zeigte, dass die Sprache schwierig für mich war. Jedes Mal, wenn wir uns trafen, war sie so freundlich, mit mir Small Talk zu machen, damit ich die Sprache nach und nach lernen konnte. Die Menschen in Sønderborg sind im Allgemeinen sehr freundlich, und dies sorgt dafür, dass man sich hier sofort wohlfühlt“, fügt Hélène hinzu.

„Aus persönlicher Sicht haben wir uns trotz einiger Herausforderungen gut in das Leben hier integriert."
HÉLÈNE TRINQUET

An Wochentagen stellt Hélène sicher, dass ihre Söhne pünktlich um zehn vor acht in die International School von Sønderborg gehen. Der neunjährige Antoine geht in die vierte Klasse und sein jüngerer Bruder Léandre, der sieben Jahre alt ist, in die zweite Klasse der Schule. Wenn die Jungen nicht in der Schule sind, findet man sie entweder im außerschulischen Freizeitangebot „NXT EV3lution“, im Schwimmkurs oder im Musikunterricht, wo sie sich auf der Geige und dem Klavier musikalisch betätigen.

Die Entscheidung, die Familie im Ausland neu anzusiedeln und ein neues Leben zu beginnen, hat dazu geführt, dass Hélène sich intensiv dem Wohlergehen ihrer Söhne gewidmet hat. Sie engagiert sich für die Schulbildung der Jungen und beteiligt sich daher auch in der Elternvereinigung, wo sie als ehrenamtliche Kassenführerin tätig ist. Hélène bekam zudem Lust, sich in der Vereinswelt zu beteiligen. In der Alliance Française, einer Organisation zur Förderung der Kenntnis und des Austauschs mit Frankreich und zur Verbreitung der französischen Sprache und Kultur, unterrichtet sie eine kleine Gruppe von Erwachsenen in Französisch.

 

Mehr gemeinsame Zeit

Dänemark stand nicht unbedingt oben auf der Liste der Länder, in die die Familie ziehen wollte, aber der Zugewinn an Lebensqualität hier in Sønderborg war für die Familie ein wichtiger Wendepunkt. Hélène kann ihrer Leidenschaft für Pferde nachgehen und geht mehrmals in der Woche zu Jack, dem Trabrennpferd, an dem sie beteiligt ist. Dieser Leidenschaft konnte sie zu Hause in Frankreich aufgrund der Entfernung zum Land und der hohen Kosten für die Pferdehaltung nur schwer nachgehen.

Für Jean-Patrick hat das Leben in Dänemark neue Erkenntnisse und Erfahrungen gebracht.

„In Frankreich kam ich in der Regel erst um halb sieben von der Arbeit nach Hause, sodass Hélène sich hauptsächlich um die Kinder gekümmert hat. Heute habe ich viel mehr Zeit und kann mich viel mehr mit den Kindern und deren Interessen beschäftigen. Jetzt ist unsere gemeinsame Zeit nicht mehr auf nur eine Stunde abends beschränkt. Ich kann ihre Entwicklung und Entfaltung im Leben mitverfolgen, und ich denke, dass die ganze Familie auf diese Weise viel reicher geworden ist“, betont Jean-Patrick.

Für die Familie war es in erster Linie nicht der Umzug in ein anderes Land selbst, der die größte Offenbarung darstellte. Vielmehr war es ein Augenöffner, von einer großen Metropole in eine Stadt zu ziehen, die so naturnah und doch so gut vernetzt ist wie Sønderborg.

„Mit dem Fahrrad kann man viel erreichen und weit kommen. Die Infrastruktur hier ist wirklich gut und die Nähe zur Natur ist schlichtweg wunderbar. Wir hatten nicht erwartet, dass man hier im Meer schwimmen kann, aber dies tun wir nun tatsächlich von Juni bis September. Wir haben uns sogar gerade Neoprenanzüge besorgt, damit wir die Badesaison verlängern können. Die Kinder lieben das Wasser“, berichtet Jean-Patrick.

„Hier kann man für wenig Geld tolle Erlebnisse erhalten, und wir haben sowohl die Zeit als auch die finanziellen Mittel, um ein kleineres Boot zu besitzen, zu reisen und vieles mehr. In Sønderborg kann man folglich voll und ganz seine Träume ausleben“, fügt Hélène hinzu.

„Mit dem Fahrrad kann man viel erreichen und weit kommen. Die Infrastruktur hier ist wirklich gut und die Nähe zur Natur ist schlichtweg wunderbar. Wir hatten nicht erwartet, dass man hier im Meer schwimmen kann, aber dies tun wir nun tatsächlich von Juni bis September."
HÉLÈNE TRINQUET

Die Familie vermisst manchmal Teile des Lebens in Frankreich, vor allem die Lebensmittelmärkte im Freien und das frische Gemüse, das es dort rund ums Jahr gibt, ebenso wie die Familie – aber sie sind sich nicht mehr sicher, ob sie sich dort noch immer problemlos einfügen könnten. Sie wissen noch nicht, was sie tun würden, wenn sich Jean-Patricks Arbeitsverhältnis bei Danfoss ändern würde, aber sie haben sich auch bisher noch nicht aktiv mit dieser Frage beschäftigt.

„Wir hoffen, dass wir noch länger in Dänemark bleiben können. Andere Stellen im Ausland könnten in Betracht gezogen werden, aber wir würden uns einen Umzug weg von hier auf jeden Fall zweimal überlegen. Wir sind uns sehr dessen bewusst, was wir hier in Sønderborg erhalten und geschaffen haben“, meint Jean-Patrick.

Hélène stimmt ihrem Partner zu:

„In Frankreich ist viel geschehen, seit wir weg sind, und vor allem für Kinder sind die Systeme in Dänemark viel besser. Wir profitieren von dem ruhigen Tempo hier und durch unsere neue Work-Life-Balance haben wir ganz neue Dinge zu schätzen gelernt.“