Es war nicht die schöne Natur von Sønderborg, die für das Ehepaar Stine Paulsen und Nicolaj Gottlieb den Unterschied ausgemacht hat. Sie lebten nämlich bereits im malerischen dänischen Ort Virum, der viel Natur und direkten Zugang zu Seen und Wäldern bietet. Die einzigartige Küstenlandschaft Sønderborgs genießen sie hier zwar sehr, aber auch dies hatte nicht den Ausschlag für ihre Entscheidung gegeben. Was sie dazu veranlasst hatte, ihr Reihenhaus in Virum zu verkaufen und nach Sønderborg zu ziehen, wo sie beide aufgewachsen sind, waren die Lebensqualität, die Pendelmöglichkeiten, die Nähe zur Familie, das langsamere Tempo und das Gemeinschaftsgefühl.

Familienleben

Als Stine und Nicolaj vor 25 Jahren zusammen das Gymnasium in Sønderborg besuchten – und als sie 10 Jahre später ein Liebespaar wurden und sich gemeinsam in Malmø niederließen –, war Sønderborg noch nicht der Ort, der er heute ist. Damals sei ein Umzug hierher für die beiden auf keinen Fall in Frage gekommen, berichtet Stine.

„Sønderborg hat sich seither stark entwickelt und diese Tatsache hatte für uns einen großen Einfluss auf unsere Entscheidung, dass wir hier leben möchten. Es ist toll, dass es hier heute gute Restaurants gibt, in denen etwas Leben herrscht, auf diese sehr gemütliche Weise kann man immer noch ein Großstadt-Gefühl erhalten“, führt sie aus.

Beide sind sich einig, dass sich das Leben in Kopenhagen und Virum in Bezug auf das Tempo und das Gemeinschaftsgefühl unterscheidet. Sie berichten, dass sich die Menschen in der Nachbarschaft und an der Dybbøl-Schule, wo der 9-jährige Sohn William seit den Sommerferien die dritte Klasse besucht, stets grüßen und miteinander in Kontakt treten.

„Ich finde dies wirklich schön, dass sich alle einen guten Morgen wünschen, wenn wir William zur Schule bringen – und zwar egal, ob man sich kennt oder nicht“, schwärmt Nicolaj. „Und manchmal beginnt man auf dem Parkplatz ein Gespräch mit einem anderen Elternteil und unterhält sich für 20 Minuten, bevor wir uns einen guten Tag wünschen und unserer Wege gehen. Für uns ist es etwas völlig Neues, auf Menschen zu treffen, die sich morgens 20 Minuten Zeit für eine Unterhaltung nehmen können. Dies gefällt mir sehr“, betont er.

 

Pendeln nach Kopenhagen

Nicolaj ist 45 Jahre alt und arbeitet als IT-Architekt bei Nordea. Stine ist 43 Jahre alt und hat einen Job als Kundenberaterin im 24-7-Service von Nordea, wo die Beratung am Telefon stattfindet.

Beide haben sich dafür entschieden, ihre Jobs in Kopenhagen zu behalten. Bei Stine erfolgt dies fast ausschließlich aus dem Homeoffice in Sønderborg, während Nicolaj alle zwei Wochen zwei Arbeitstage am Hauptsitz in Kopenhagen arbeiten muss. Sie sind sich einig, dass sie es den neuen Arbeitsbedingungen verdanken, die während der Corona-Pandemie entstanden sind, dass sie jetzt auf diese Weise in Sønderborg leben und ihre Arbeitsplätze in Kopenhagen behalten konnten. Dies ist besonders wichtig für Nicolaj, denn er ist der Ansicht, dass es in diesem Teil des Landes schwierig ist, einen ähnlichen Job zu finden.

„Wenn ich nicht remote arbeiten könnte, müsste ich wahrscheinlich den Beruf wechseln. Es ist eindeutig die durch Corona gestiegene Bereitschaft der Unternehmen zur Arbeitsflexibilität – und die daraus resultierende Tatsache, dass ich an den meisten Tagen von Sønderborg aus arbeiten kann –, die es uns ermöglicht hat, hier zu leben. Dies geht nicht ganz ohne Entbehrungen, denn alle Veranstaltungen in meiner Branche finden in oder um Kopenhagen statt. Aber es ist eine Lösung, die für uns als Familie gut funktioniert“, erklärt Nicolaj.

 

Das Glück, in der Nähe der Familie zu sein

Während Familienbesuche in Sønderborg früher selten stattfanden und ein ganzes Wochenende dauerten, genießen Stine, Nicolaj und William es heute, dass die Familie ein Teil ihres Alltags ist.

„Ich finde es überaus schön, dass ich, nachdem ich William abgeholt habe, spontan meine Mutter anrufen und sagen kann, dass wir auf einen Kaffee vorbeikommen. Und dass es immer jemanden gibt, der aushilft, wenn wir beide beruflich ausgelastet sind oder mal abends gerne essen gehen möchten. Manchmal ruft William seine Großeltern sogar selbst an und lässt uns wissen, dass er und seine Oma gerade beschlossen haben, dass er bei ihr übernachten wird. Dies ist wirklich wunderbar“, erzählt Stine begeistert.

Es ist jetzt sechs Monate her, dass der Umzugswagen mit dem Hausrat des Reihenhauses in Virum den Großen Belt überquert hat, und zwar mit Sønderborg als Zielort. Stine wollte eigentlich schon lange gerne nach Sønderborg ziehen, aber Nicolaj wollte seinen Job und die Karrieremöglichkeiten in Kopenhagen innerhalb seiner Branche nicht aufgeben. Aber die Möglichkeit zu Hause zu arbeiten, die sich im Nachklang von Corona eröffneten, und der Traum viel segeln zu können und ein ruhigeres Familienleben zu führen, bewirkten, dass es plötzlich für sie von Interesse war, als der Wohnungsmarkt in Virum seinen Höhepunkt erreichte.

„Ein Immobilienmakler, den wir kannten, sagte uns, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei, um zu verkaufen, wenn wir mit diesem Gedanken spielten. Da uns prognostiziert wurde, dass es 3 bis 4 Jahre dauern könnte, bis der Markt wieder auf demselben Niveau ist, und da wir zudem die Möglichkeit von Kursgewinnen hatten, wenn wir unseren Kredit tilgten, war der Zeitpunkt überaus günstig, wenn wir etwas anderes haben wollten. Also fällten wir die Entscheidung, trafen Vereinbarungen mit unseren Arbeitgebern und zogen nach Sønderborg. Eine Entscheidung, die wir absolut nicht bereut haben“, betont Nicolai.

Die Familie wohnt aktuell zur Miete im Zentrum von Sønderborg und hat soeben einen Kaufvertrag für ein Haus in der Nähe der Dybbøl-Schule unterzeichnet, das sie im Sommer 2023 übernehmen wird.